14. bis 16. September 2012
Freitag - Sonntag


Es sind die Künstler, die die Musikstadt München ausmachen: Die Vielzahl von Komponisten, von Initiativen, Ensembles, Interpreten und Interpretinnen, die eigene innovative Stile weiterentwickeln und oft nicht mehr eindeutig bestimmten Musiksparten zuzuordnen sind.

Auf Initiative dieser höchst – und zum Glück – heterogenen, lebendigen Szene, die – korrekt oder unkorrekt – freie Musikszene genannt wird, ist 2010 das Festival Lautwechsel entstanden. Lautwechsel ist eine Hörreise durch die Musik der Gegenwart, ein Streifzug durch die aktuellen Projekte von Münchner Künstlern. Frei vom Geschmack eines Kurators, frei von stilbildenden Ansprüchen ist es eine Einladung der freien Szene selbst an das Publikum, die Unterschiedlichkeit heutiger Musik in ihrer ganzen Bandbreite zu erleben – und das bei freiem Eintritt! Von Gitarrenriffs bis zum Streichquartett, von rein improvisierter bis zu fein auskomponierter Musik, vom Musiklabor zum Songwriterkonzert, von der Musikperformance hin zur Videoarbeit – Lautwechsel ist genau das: Wechsel, ein Wechsel der Stile, der Tempi, der Tonlagen.



Echtzeithalle, Ensemble Zeitsprung, Junge Musik München, Komponistenverschwörung, Laura Konjetzky, Offene Ohren, Micro Oper München, Helga Pogatschar, Gunter Pretzel, Norbert Stammberger, Alexander Strauch, Weinzierl - Wächter, Go Guitars | und andere ...





   
     
19 Uhr    
Alexander Strauch: 4 und 4
Ein Quartettprojekt 4 Komponisten, 4 Streichquartette.

Alexander Strauch, Münchner Komponist mit Sinn für wiederständige Querköpfe hat in diesem Konzert vier Komponisten mit höchst unterschiedlichen Denksystemen und musikalischen Ansetzen zusammengeführt. Kein Wunder, dass er sich denn auch in seinem Werk dem voralpenländischen Revoluzzer Matthias Klostermayr musikalisch nähert, seinem Kollegen Reiserer dagegen hat es in Vier Quartette – eins das „G“ angetan, während Volker Nickels Komposition die musikalische „Lesung“ eines Arno Schmidt Romans unternimmt und Richter de Vroe die aufbrechenden Veränderungen des Europas der 80er Jahre im Blick hat.
Alle vier aber eint der Versuch die „Musik der anderen Tradition", welche das Gefüge der Neuen Musik in ihren Grundfesten erschütterte, in diesem Konzert für die Besetzung Streichquartett neu gedacht fruchtbar zu machen: Harmonik! 

Kompositionen von Volker Nickel, Christoph Reiserer, Nicolaus Richter de Vroe und Alexander Strauch
Marije Grevink: Violine, Nicolaus Richter de Vroe: Violine, Klaus Peter Werani: Viola, Hanno Simons: Violoncello

> www.strauchcomposer.de > www.clockboxx.de > Nicolaus Richter de Vroe > www.christophreiserer.net
 
    Fotos: Mela Busckühl/Richter de Vroe/Philhomoniker/Jürgen Lorenz
   
20 Uhr    
Helga Pogatschar: moonphases
Ein Stück für drei Musiker, Soundscapes und Videozuspielband. 

Moonphases
, das ist eine Reise über der Mondoberfläche durch Raum und Zeit, eine lyrische Geschichte über die Beziehung zwischen Menschheit und Mond von ersten kulturellen Anfängen bis hin zum Weltraumzeitalter. Visuelles und akustisches Archivmaterial –  astronomischen Fotografien, originalen Tonaufnahmen, Geschichten und Gedichten verschiedenster Kulturen und Zeitepochen – trifft auf die suggestiven Klangräume der Münchner Komponistin Helga Pogatschar. In moonphases kombiniert sie elektronische Klänge mit den Live-Instrumenten Zither, Violine und Akkordeon und schafft so ein irritierendes Spannungsfeld zwischen Fremdheit und Heimeligem, Zukunft und Nostalgie. Denn einst science-fiction, ist die Raumfahrt zum Mond mittlerweile ein Oldie – unweigerlich begleitet vom Raumschiff Orion und dem Retro-Sound der 60er Jahre Synthesizer.  

Komposition, Sounddesign: Helga Pogatschar, Video: Clea T. Waite
Barbara Lüneburg: Violine, Martin Mallaun: Zither, Harald Pröckl: Akkordeon
> www.helgapogatschar.de
 
  Foto: Michaela Wechselberger
   
21 Uhr    
Daniel Bürkner: squares on both sides
Stücke aus Salt Meadows und Indication (own records, Luxemburg)

squares on both sides ist das Projekt von Daniel Bürkner, dessen letzte Alben sich behutsam den Grenzen zwischen reduziertem Songwriting und abstrakten Strukturen widmen. Auf experimentelle Weise Elemente des Folk und der elektronischen Musik verbindend, sind seine Arbeiten von einer Ästhetik der Reduktion geprägt. Davon zeugen auch seine Kooperationen mit europäischen und japanischen Vertretern abstrakter elektronischer Musik wie machinefabriek oder aus. Squares on both sides verbindet Gitarre, Klavier, Ukulele und Melodika mit komplexer Elektronik und der ruhigen Singstimme von Bürkner und schafft so melancholische, perfekt ausbalancierte und unpretentiös-intime Songs. Auf der Bühne collagiert der Multiinstrumentalist filigrane Liedstrukturen aus organischen, teilweise geloopten Instrumenten und Gesang mit elektronischen Fragmenten.

Daniel Bürkner
: Instrumente, Elektronik, Gesang
> www.squaresonbothsides.de
 
  Foto: Karin Zwack
   
22 Uhr    
Komponistenverschwörung III
Neue Musik mit und ohne Elektronik 

Der Komponist als Tonschöpfer im stillen Kämmerlein – das ist nicht die Sache von Ernst Bechert, Erich Hermann, Evgeni Orkin, Stefan Schulzki, Stephan Marc Schneider und Martin Wistinghausen. Das Sextett, alle gleichermaßen gefragte Interpreten und Komponisten, tat sich 2008 zusammen und gründete die Komponistenverschwörung, um fürderhin als „ Band“ gemeinsame Konzerte zu geben. Die ganze stilistische Vielfalt, der ganz eigene individuelle Ausdruck jedes Einzelnen findet hier Platz und das Bandprinzip schafft die nötige Geschlossenheit. Die singenden und spielenden Komponisten, die komponierenden Interpreten arbeiten mit und ohne elektronische Mittel und lassen und lassen gelegentlich auch mal improvisatorische Elemente in die Programme einfließen – Dogma war gestern!

Kompositionen von Ernst Bechert, Erich Hermann, Evgeni Orkin, Stefan Schulzki, Stephan Marc Schneider und Martin Wistinghausen werden gespielt von ihnen selbst.

> www.komponistenverschwörung.de 
 
  Foto: Markus Kaesler
   
23.00 Uhr    
gunter pretzel plays peltzer-pv: grenzfluss
Viola solo

Ohne elektronische Hilfsmittel (außer erheblicher Verstärkung) treibt der Bratschist Gunter Pretzel sein Instrument in äußerste Grenzbereiche der Klangerzeugung hinein, bis die Viola Klänge hervorbringt, von denen der Spieler selbst nicht mehr wissen kann, wie sie entstehen. So geraten Musiker und Publikum auf nahezu gleiche Weise in eine suggestive und hoch energiegeladene Klangwelt, die durch nichts beschreibbar scheint als durch sich selbst. Pretzel, ehemaliger Solobratschist des Münchner Kammerorchesters und später Mitglied der Münchner Philharmoniker ist seit vielen Jahren im Bereich der freien und improvisierten Musik tätig, zur Zeit überwiegend solistisch als peltzer-pv.

Gunter Pretzel: Viola, Amplifier

> www.peltzer-pv.de
 
  Foto: Johnny Soares
   
   
Samstag, 15. September 2012    
   
18 Uhr    
Norbert Stammberger: Mambo Varèse ... the 3rd kind
Philosophisch-konkretes Musiktheater

Norbert Stammberger, Saxophonist, Philosoph und Komponist widmet sich seit Jahren sowohl der freien, improvisierten Musik als auch Projekten in Grenzbereichen zwischen den Künsten. Mit Mambo Varèse ....the 3rd kind schafft er ein Musiktheater als Jam Session. Sprecher, Instrumentalisten und Lichtregie setzen sich mit den verschiedensten Texten zum Thema Schweigen/Stille/Intensität von Adelaida Garcia Morales, Nathalie Sarraute, Witold Gombrowicz, Wassily Kandinsky, John Cage, Francois Julien und Jean-François Lyotard intensiv auseinander und gehen dann unabhängig von diesen Texten mit den ihnen zur Verfügung stehenden künstlerischen Darstellungsmitteln auf die Bühne. Die Dramaturgie des Abends entwickelt sich aus dem Zusammenspiel aller Akteure auf Basis der freien Improvisation.

Berivan Kaya, Ufuk Ömürgönülşen: Sprecherin/Soundpoetry, Gürkan Baltacılar: Gitarre, NN: Violoncello, Elmar Guantes: Kontrabaß, Matthias Gmelin: Persussion, Norbert Stammberger: präpariertes Saxophon, Michael Bischoff: Lichtregie
 
Foto: GNU Lomo
   
19 Uhr    
Offene Ohren: MUSIQUES INSOLITES
Ein Konzert mit Limpe Fuchs & Jacques Foschia

„Eine Reise durch das Universum expressionistischer Improvisation – der Klang der Musik versus die Musik des Klangs“, so wurde das Duo Fuchs & Foschia bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt 2011 in Brüssel angekündigt. Der Offene Ohren e.V. - Freunde der Improvisierten Musik bringt die beiden Musik-Individualisten jetzt erstmals zusammen nach München. Allround-Klangkünstlerin Limpe Fuchs und der belgische Klarinettist und Kurzwellenradio-Künstler Jacques Foschia garantieren für einen Abend mit wahrhaft ungewöhnlicher Musik. Ein Abend, der aus der Gegensätzlichkeit der beiden Musiker-Charaktere ebenso seine Spannung bezieht wie aus der riesigen Fülle des Klangreichtums, das dem exzentrischen Instrumentarium entlockt wird.

Limpe Fuchs: Percussion, Performance, Jacques Foschia: Klarinette, Performance
> www.offeneohren.org
> www.limpefuchs.de
 
  Foto: Jacques Foschia
   
20 Uhr    
Laura Konjetzky: Räume.Strukturen.Wandel (UA)
Komposition trifft Choreografie

2009 schrieb die Pianistin und Komponistin Laura Konjetzky ihr Werk für Klavier solo landschaften.strukturen.räume. 2012 erarbeitete sie – zusammen mit der Tänzerin und Choreografin Chantal Gagnebin – eine Neufassung und Erweiterung dieses Stückes, mit dem Titel Räume.Strukturen.Wandel. Eine Komposition, ebenfalls für Klavier solo, jedoch mit choreographierten Bewegungselementen für die Pianistin, die das Hörerlebnis des Publikums verändern. So entsteht durch das Zusammenführen des kompositorisch-pianistischen Blickwinkels von Laura Konjetzky und des tänzerisch-choreographischen Blickwinkels von Chantal Gagnebin eine neue Form des Klaviersolorezitals.Laura

Konjetzky: Klavier, Komposition, Chantal Gagnebin: Choreografie

> www.laurakonjetzky.com > www.chantalgagnebin.com
 
  Foto: Regine Heiland
   
21 Uhr    
Micro Oper München: 2x München – 2x Istanbul
Eine musikalische Reise zwischen Mittelalter und Heute

Orient und Okzident, türkischer Honig und Haribo – Cornelia Meliáns Projekt ist wahrhaftig ein Lautwechsel! München trifft hier auf Istanbul in Gestalt der Sängerin Nihan Devecioglu und des Cellisten Anil Eraslan sowie ihrer deutschen Kollegen Cornelia Melián und Mathis Mayr. Sie alle vereint eine klassische Ausbildung kombiniert mit der beständigen Suche nach Neuem, Unabgesichtertem, nach dem Austausch mit anderen Menschen und Künsten. In 2x München – 2x Istanbul starten sie gemeinsam eine Reise ins Unbekannte: Ausgehend von der Musik des Mittelalters in Orient und Okzident durchmisst das Quartett dabei ganze Jahrhunderte musikalischer Traditionen. Möglich ist alles: Improvisation und Komposition, Melodie und Noise, Highspeed und Slow Motion, geistliches Lied und jazzige Klänge.   

Nihan Devecioglu (Istanbul), Cornelia Melián (München): Stimme, Gesang, Anil Eraslan (Istanbul), Mathis Mayr (München): Cello

> www.micro-oper.de
 
  Foto: der Schroll
   
22 Uhr    
Ensemble Zeitsprung

Lautwechsel ganz leise: In Rain spell fasst Toru Takemitsu (1931–1996) den „Zauber des Regens“ in Töne, der junge Münchner Komponist Arash Safaian (*1981) lauscht in Night falls den Klängen der Nacht. Dazwischen erklingt ein Trio von Peter Kiesewetter (*1945). Ensemblespiel in all seinen Facetten, ästhetisch offen und in enger Zusammenarbeit mit Komponisten gerade der jungen Generation – dafür steht das Ensemble Zeitsprung. 2006 gegründet, spielte die Formation zahlreiche Ur- und Erstaufführungen, wobei neue Werke oft durch Zeitsprünge in frühere Epochen kontrastiert und kommentiert werden.

Kompositionen von Toru Takemitsu, Arash Safaian, Peter Kiesewetter
Tobias Kaiser: Flöte, Oliver Klenk: Klarinette, NN: Horn, Veronika Ponzer: Harfe, Mathias Lachenmayr: Schlagzeug, Sachiko Hara: Klavier, Angelika Lichtenstern: Violine, Philipp von Morgen: Violoncello, Leitung: Markus
Elsner
> www.ensemblezeitsprung.de
 
  Foto: Ensemble Zeitsprung
   
23 Uhr (Projekt muss leider entfallen)    
go guitars: go guitars - SOLO 

Gunnar Geisse: laptop-guitar Harald Lillmeyer: electric-guitar, electronics,
Adrian Pereyra: electric-guitar, electronics
> www.goguitars.de
 
  Foto: Go Guitars
   
   
Sonntag, 16. September, Matinee    
   
11.00 Uhr    
Echtzeithalle

Der Verein Echtzeithalle, dessen spiritus rector der promovierte Physiker und Künstler Dieter Trüstedt ist, besteht seit 1992. Als Zusammenschluss freier Künstler aus den unterschiedlichen Disziplinen hat er sich dem Aufbrechen der Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft, sowie zwischen den einzelnen Sparten der Kunst untereinander verschrieben. Das Experimentelle gerade auch in interdisziplinären und multimedialen Formen steht dabei immer im Vordergrund. Und so präsentiert die Echtzeithalle bei Lautwechsel 2012 Zwischenreiche, bevölkert von Zahlenchoreografien, sichtbarer und unsichtbarer Musik, Feuerrohren, Klangwolken und klingenden visuellen Objekten. 

Stücke, Autoren, Mitwirkende:
TERZENFELD - Dieter Trüstedt & Echtzeithalle
DRACHENKLÄNGE - Helmholtz-Projekt & EMU Uni Ulm,
FRAKTALE RHYTHMEN - Hans Wolf & Autorenensemble,
QUADRATUR - Jörg Schäffer, Echtzeithalle

> www.echtzeithalle.de
 
  Foto: Echtzeithalle
   
12.30 Uhr    
Weinzierl – Wächter: Münchner Flötenensemble
Vom Piccolo zur Kontrabassflöte                       

Die Münchner Flötisten Elisabeth Weinzierl und Edmund Wächter konzertieren seit über drei Jahrzehnten in fast allen Ländern Europas und den USA. 1991 gründeten sie nach dem Vorbild der amerikanischen Flute Choirs das Münchner Flötenensemble, das mittlerweile weit über die Grenzen Münchens hinaus Bekanntheit erlangt hat. Den charakteristischen Klang der Gruppe prägt das Zusammenspiel von Piccoli, „großen“ Flöten, Alt- und Bassflöten sowie den sehr seltenen Subbass- und Kontrabassflöten. Einen Schwerpunkt ihres Repertoires bilden zeitgenössische Originalwerke. Im Konzert präsentiert das Münchner Flötenensemble ihm gewidmete Kompositionen von Autoren wie dem jungen Münchner Johannes X. Schachtner oder der Amerikanerin Gloria Coates.

Kompositionen von Max Beckschäfer, Enjott Schneider, Roland Leistner-Mayer, Johannes X. Schachtner, Gloria Coates, Robert Delanoff
Münchner Flötenensemble: Simone Eder, Katharina Kitzinger, Jolanda Kretzschmar, Angela Lex, Ingrid Lütgert, Waltraut Siebeck, Britta Steinbauer, Edmund Wächter, Elisabeth Weinzierl, Daniela Weitz
> www.weinzierl-waechter.de
 
    Foto Münchner Flötenensemble
     
   
   

Lautwechsel ist eine Intiative von: Echtzeithalle, Ensemble Zeitsprung, Junge Musik München, Komponistenverschwörung, Laura Konjetzky, Offenen Ohren, Micro Oper München, Helga Pogatschar, Gunter Pretzel, Norbert Stammberger, Alexander Strauch, Weinzierl - Wächter, Go Guitars | und anderen ...

   
   
Karl Wallowsky in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München